Europa

Europa, wie wir es kennen, ist bedroht

Europas Biodiversität ist reich und vielfältig. Doch diese biologische Vielfalt ist dem wachsenden Druck von Bevölkerungszahlen, Industrietechniken und ansteigendem Verkehr ausgesetzt, der mit einer intensiven Ausbeutung der natürlichen Ressourcen durch Industrie, Landwirtschaft und Fischerei einhergeht. In Ergänzung zum Dobris-Bericht(1) der Europäischen Umweltagentur hat auch das Umweltprogramm der Vereinten Nationen bestätigt, dass in einigen europäischen Ländern derzeit bis zu 24% bestimmter Arten von Schmetterlingen, Vögeln und Säugetieren landesweit ausgestorben sind. Zwei Drittel unserer Bäume leiden an den Folgen der Umweltverschmutzung, und in den südlichen Ländern ist die Artenvielfalt von Bodenerosion und zunehmender Wüstenbildung bedroht.

Mit der Erweiterung der Europäischen Union nach Osten wird sich unsere Bevölkerungszahl um 170 Millionen Einwohner erhöhen, unser Lebensraum um 58% Land und unberührte Natur wachsen. Aus diesem Grunde ist die Entwicklung eines gemeinsamen unionsweiten Ansatzes für die Erhaltung und den Schutz der biologischen Vielfalt unerlässlich – eine Aufgabe, deren Bedeutung wir weder unterschätzen noch ignorieren dürfen, da wir nicht nur Hüter vieler schöner und einzigartiger Ökosysteme sind, sondern auch in der Verantwortung der kommenden Generationen, d.h. ihres Überlebens oder Sterbens, stehen.

Wir allen kennen den Fisch- oder Graureiher. Ein mitunter stacksig wirkender Vogel mit langen Beinen und langem Hals, der scheinbar Stunden ausharren kann ohne sich zu bewegen und dann plötzlich zuschlägt und mit einem Frosch oder Fisch wieder hochkommt.

Doch neuerdings können Naturfreunde auch bei uns in Deutschland das selbe Exemplar nur in weiß vorfinden, den Silberreiher.

 

Noch vor wenigen Jahren war ein hierzulande gesichteter Silberreiher eine Sensation. Als wahres Silberreiher-Eldorado galt der Neusiedler See im österreichischen Burgenland. Vogelbeobachter und Fotografen aus ganz Mitteleuropa zog es an den flachen Steppensee nahe der ungarischen Grenze, um Silberreihern und vielen anderen östlichen Vogelarten nahe zu sein.

 

Heute aber lassen sich Silberreiher auch in Deutschland an zahlreichen Orten beobachten, immer häufiger kommt es zu großen Rastgemeinschaften von annähernd hundert Tieren. Am Steinhuder Meer in Niedersachsen etwa staksen im Winter bis zu 300 weiße Reiher auf den umliegenden überschwemmten Wiesen umher.

 

Warum die Silberreiher Deutschland mehr und mehr für sich entdecken ist nicht ganz geklärt. Da Silberreiher nicht kälteempfindlich sind, ist es nahezu ausgschlossen, die Entdeckung Deutschlands nur am Klimawandel liegt.

Wahrscheinlicher sind zwei andere Gründe. Vielleicht hat er Mäuse und wirbellose Kleintiere, welche auch hier in Deutschland zu finden sind, als Nahrung für sich entdeckt, oder es liegt an der Zunahme der Brutpaare in nördlicheren Gebieten. Dort ist es zwar im Sommer warm, im Winter jedoch so kalt, dass die „Flüchtlinge“ lieber im vergleichsweise warmen Deutschland mit wenig Schnee überwintern. Finden sie in besonders harten Wintern auch bei uns keine Nahrung mehr, wandern sie wiederum weiter gen Süden.